
Die Ultraviolett (UV) und Infrarot (IR) Astrofotografie ist eine aufregende Erweiterung der traditionellen Astrofotografie, die es ermöglicht, das Universum durch das Aufzeichnen von Lichtstrahlen im nicht sichtbaren Spektrum zu erfassen.
Herkömmliche Astrofotografie ist auf sichtbares Licht angewiesen. Die UV- und IR-Techniken nutzen ultraviolette (UV) und infrarote (IR) Strahlung und erhält so tiefere, detailliertere Einblicke in die Strukturen und Aktivitäten von Himmelsobjekten. In diesem erweiterten Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Methodik, die benötigte Ausrüstung und Techniken und auf einige praktische Tipps und Vorschläge.
Was ist UV- und IR Astrofotografie?
UV- und IR Astrofotografie bezieht sich auf die Aufnahme von Bildern im UV- und IR-Bereich des elektromagnetischen Spektrums. Der UV-Bereich reicht von etwa 10nm bis 400nm. Der IR-Bereich reicht von etwa 700nm bis 1mm. Sichtbares Licht reicht von etwa 400 nm bis 700 nm. Der UV- und IR-Bereich ist für das menschliche Auge unsichtbar. Diese Wellenlängen ermöglichen die Betrachtung von Details und Phänomenen, die mit bloßem Auge und durch normale Fotografie nicht zugänglich sind.

- UV Astrofotografie: Im UV-Bereich können wir z.B. die energetischen Prozesse in Sternen oder Sonnenkorona untersuchen. Diese sind bei sichtbarem Licht verdeckt.
- IR Astrofotografie: IR-Fotografie ist besonders nützlich, um Objekte in unserer Milchstraße und Exoplaneten, Nebel und Galaxien zu erfassen. IR-Licht dringt durch Staubwolken und zeigt uns Strukturen, die sonst unsichtbar bleiben.
Vorteile des Ultravioletten und Infraroten Spektrums
Die Astrofotografie im nicht sichtbaren Spektrum ermöglicht es, das Universum aus einer neuen Perspektive zu beobachten:
- Detailliertere Bilder: UV- und IR-Bilder zeigen oft Strukturen, welche im sichtbaren Licht nicht sichtbar sind, wie etwa die Temperaturverteilung von Sternen oder die aktive Dynamik von Galaxien.
- Erweiterte Analysemöglichkeiten: Diese Techniken bieten wertvolle Einblicke in die physikalischen Eigenschaften von Himmelsobjekten. Wie z.B. chemische Zusammensetzungen und heiße Gasströme sowie die Interaktion von Galaxien.
- Studium von Exoplaneten und Planetenatmosphären: Infrarotbilder sind besonders nützlich, um die Atmosphären von Exoplaneten und Planeten im eigenen Sonnensystem zu analysieren, da IR-Strahlung Wärmequellen sichtbar macht.
Ausrüstung
Die Ausrüstung für die UV- und IR Astrofotografie unterscheidet sich von der traditionellen Fotografie, denn hier sind spezielle Kameras und Filter erforderlich. Hier sind einige wichtige Komponenten:
Kamera
Für die Forografie im UV- und IR Bereich benötigen Sie eine Kamera, welche auf diese speziellen Wellenlängen empfindlich ist. Nicht alle Standard-Digitalkameras sind dafür geeignet, denn sie sind oft mit einem Infrarot- und UV-Filter ausgestattet, der das Erfassen dieser Wellenlängen verhindert.
- Canon EOS 6D und 6D modifiziert: Die Canon EOS 6D ist eine beliebte Wahl für die IR Astrofotografie. Du kannst sie mit einem IR-Filtermodul modifizieren, um IR-Licht einzufangen, denn diese Kameras bieten eine hohe Bildqualität und eine gute Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen.
- Canon EOS 600D modifiziert: Diese Kamera kann ebenfalls für UV- und IR-Fotografie umgebaut werden. Sie umgeht so die Einschränkungen des Standard-IR-Sperrfilters.
- Spezialkameras: Nutze für professionelle Anwendungen Kameras wie die ZWO ASI 1600 MM Pro, die speziell für die Astrofotografie entwickelt wurden und die UV- oder IR-Spektren gut erfassen können.
Filter
Die Wahl des richtigen Filters ist entscheidend für den Erfolg, denn diese Filter blockieren das sichtbare Licht und lassen nur UV- oder IR-Strahlung durch. Es gibt verschiedene Arten von Filtern, je nach den Anforderungen des jeweiligen Projekts:
- UV-Filter: Diese Filter blockieren alles außer UV-Licht und sind nützlich, um die aktiven Regionen von Sternen oder Nebeln zu fotografieren. Ein guter UV-Filter ist der Baader U-Filter, welcher gut für die Astronomie geeignet ist.
- IR-Filter: Für IR-Aufnahmen sind Filter wie der H-alpha-Filter oder der Baader IR-Pass-Filter beliebt, denn diese Filter lassen nur infrarote Strahlung durch und blockieren sichtbares Licht. Du kannst IR-Pass-Filter von Baader (R-IR 685nm) verwenden, um die Wärmeabstrahlung von Planeten und fernen Galaxien zu beobachten, denn er ist besonders effektiv.
Teleskop
Ein hochwertiges Teleskop ist für die UV- und IR Astrofotografie ebenso wichtig wie die Kamera und Filter. Ein gutes Reflektor-Teleskop oder ein apochromatisches Refraktor-Teleskop bietet eine hohe Auflösung und kann die benötigten Details in den UV- und IR-Spektren liefern.
- Newtonian-Teleskope: Diese bieten eine gute Auflösung und sind kostengünstig. Sie sind eine ausgezeichnete Wahl für die UV- und IR Astrofotografie, da sie keine chromatische Aberration aufweisen.
- Refraktoren: Apochromatische Refraktoren (APO) sind ebenfalls eine ausgezeichnete Wahl, da sie das Licht besser fokussieren und eine minimale chromatische Aberration bieten, was besonders wichtig für präzise UV- und IR-Aufnahmen ist.
Fokussierung in der UV- und IR Astrofotografie
Die Fokussierung bei UV- und IR Astrofotografie erfordert besondere Aufmerksamkeit, denn die Fokuspunkte im UV- und IR-Bereich unterscheiden sich von denen des sichtbaren Lichts. Während du sichtbares Licht durch die Standard-Autofokus-Systeme moderner Kameras gut fokussieren kannst, ist der Fokussierungsprozess in der UV- und IR Astrofotografie oft schwieriger.
- Fokussierung im IR: Infrarotlicht hat eine längere Wellenlänge und wird unterschiedlich gebrochen als sichtbares Licht. Das führt zu einer unterschiedlichen Fokussierung, denn Infrarot-Licht fokussiert sich oft hinter dem normalen Fokussierungspunkt für sichtbares Licht. Daher ist es wichtig, den Fokus manuell zu justieren und gegebenenfalls den Fokus nachträglich anzupassen.
- Fokussierung im UV: UV-Licht wird stärker durch die Linse gebrochen als sichtbares Licht und hat daher einen anderen Fokussierungspunkt. Dies bedeutet, dass bei der UV-Astro-Fotografie eine präzisere Fokussierung erforderlich ist, die in der Regel manuell erfolgen muss. Einige spezialisierte Teleskope und Okulare bieten eine bessere Fokussierung für UV-Licht.
- Fokussierhilfen: Viele Astrofotografen verwenden zusätzliche Hilfsmittel wie Bahtinov-Masken oder Live-View-Modi an der Kamera, um eine präzise Fokussierung im IR- und UV-Bereich zu erreichen.
Methodik der UV- und IR Astrofotografie
- Vorbereitung: Wählen Sie das richtige Objekt aus, das Sie im UV- oder IR-Bereich fotografieren möchten. Planen Sie, welche Filter am besten geeignet sind, um spezifische Details zu erfassen.
- Einstellungen: Stellen Sie Ihre Kamera auf manuelle Belichtung ein und nutzen Sie eine lange Belichtungszeit, um genügend Licht zu sammeln. Experimentieren Sie mit verschiedenen ISO-Werten, weil sich so Rauschen minimieren .
- Bildaufnahme: Nutzen Sie eine stabile Montierung (wie die HEQ5 Pro), um die Kamera exakt auszurichten. Verwenden Sie ein Intervallometer oder ein externes Auslösegerät, denn so vermeiden sie Verwacklungen.
- Bildbearbeitung: Bearbeiten Sie die Bilder in Programmen wie Photoshop oder DeepSkyStacker, um die Details und Kontraste zu verstärken und das Bild weiter zu verfeinern.
Anwendungen der UV- und IR Astrofotografie
Die UV- und IR Astrofotografie hat vielfältige Anwendungen:
- Sonnenbeobachtung: Die UV- und IR Astrofotografie ermöglicht es, die Sonnenaktivität detailliert zu beobachten, von Sonnenflecken bis hin zu koronalen Massenauswürfen.
- Exoplaneten und Atmosphären: IR-Bilder von Exoplaneten helfen, deren Temperatur und atmosphärische Bedingungen zu untersuchen.
- Galaxien und Nebel: Diese Techniken ermöglichen es, die verborgenen Strukturen von Galaxien und Nebeln zu beobachten, da IR-Licht nicht so stark durch Staub blockiert wird.
Nachbearbeitung von UV- und IR-Astrofotos
Die Nachbearbeitung von UV- und IR-Astrofotos ist ein entscheidender Schritt, weil sich so die speziellen Eigenschaften dieser Spektren maximieren . Da sowohl das UV- als auch das IR-Spektrum die Atmosphäre der Erde nicht so stark durchdringt wie das sichtbare Licht, ergeben sich durch einzigartige Möglichkeiten zur Entdeckung von Details. Diese bleiben sonst normalerweise unsichtbar. Eine detaillierte Nachbearbeitung ist notwendig, um die Aufnahmen optimal zur Geltung zu bringen.

Bearbeitung der einzelnen Spektren: UV und IR
Die Bearbeitung von UV- und IR-Astrofotos erfordert spezialisierte Software und Techniken, welche sich von denen der sichtbaren Lichtfotografie unterscheiden. Der Hauptfokus liegt auf der Verstärkung der Signale der UV- und IR-Spektren, die oft schwächer sind.
UV-Bilder: Diese Bilder zeichnen sich durch ihre hohe Detailtreue und die Fähigkeit aus, feine Strukturen in Himmelsobjekten, zu zeigen. UV-Aufnahmen von Sternen oder Nebeln können durch die Verwendung eines UV- oder bandpass Filters erzeugt werden. So lässt man nur die UV-Lichtanteile durch. In der Nachbearbeitung wird der UV-Bereich oft mit hohem Kontrast bearbeitet, um die feinen Details zu betonen. Tools wie Adobe Photoshop oder GIMP sind in der Lage, Kontraste zu verstärken und Nebelstrukturen zu isolieren.
IR-Bilder: Infrarotaufnahmen sind besonders gut geeignet, um Informationen aus der Tiefe von Nebeln oder das innere Universum zu extrahieren. Infrarotbilder haben den Vorteil, dass sie oft eine geringere Streuung aufweisen, welches sie weniger anfällig für atmosphärische Störungen macht. Für die Nachbearbeitung werden auch hier die Kontraste stark erhöht. So werden Strukturen sichtbar gemacht, welche mit bloßem Auge oder im sichtbaren Licht nicht erkennbar sind. In IR-Bildern können auch Details von galaktischen Kernen und heißen Sternen hervorgehoben werden.
Kombination der Spektren
Ein kreativer und effektiver Ansatz bei der Bearbeitung von UV- und IR-Astrofotos ist die Kombination der beiden Spektren. Das ist besonders nützlich, wenn man detailspezifische oder vollständige Bildkompositionen anstrebt, welche die Stärken beider Spektren nutzen. UV bietet oft schärfere, detailliertere Aufnahmen von Objekten wie Sternen und Nebelstrukturen. IR hilft, tiefere Schichten von kosmischen Objekten zu visualisieren und die innere Struktur zu zeigen.
Die Kombination beider Spektren kann in Photoshop oder ähnlichen Programmen durch das Überlagern der Bilder erfolgen. Dabei müssen die Bilder in einem entsprechenden Farbraum (z. B. Falschfarben-Darstellung) dargestellt werden, um sowohl die Details im UV als auch die tieferen Strukturen im IR visuell hervorzubringen. Es ist ratsam, die Helligkeit und den Kontrast der UV- und IR-Bilder zuerst zu optimieren, bevor man sie zusammenführt. Ein häufiger Ansatz ist die Verwendung von Blending-Techniken, um die beiden Spektren harmonisch zu vereinen.
Gewinnung von Details durch UV- und IR-Spektrum

Durch die Spektren UV und IR werden verborgene Details aufgedeckt, welche für das sichtbare Licht nicht zugänglich sind. Im UV-Spektrum können zum Beispiel externe Strukturen von Nebeln und besondere Helligkeitsunterschiede zwischen verschiedenen Sternen hervorgerufen werden, die im sichtbaren Licht kaum erkennbar sind. Im IR-Bereich lassen sich besonders heiße Objekte und die strukturierte Oberfläche von Planeten und anderen Himmelskörpern besser darstellen. Hier sind auch die Drehbewegungen von Planeten und geheime Details in Nebeln gut sichtbar.
Die Wahl der Filter ist dabei entscheidend, um die Details im IR und UV zu extrahieren. Ein H-alpha-Filter kann besonders bei Nebeln hilfreich sein, denn so kann man Wasserstoffgas-Emissionen im IR isolieren und hervorheben. IR-Pass-Filter blockieren das sichtbare Licht und lassen nur infrarote Strahlung durch, wodurch im Nachgang besonders interessante Strukturen verstärkt werden