Der Pelikannebel (IC 5070) ist ein ausgedehnter Emissionsnebel im Sternbild Cygnus (Schwan), der aufgrund seiner charakteristischen Form, die an das Profil eines Pelikans erinnert, seinen gebräuchlichen Namen erhielt. Für Astrofotografen und Astrophysiker gleichermaßen ist IC 5070 ein lohnenswertes Studienobjekt.

Der Pelikannebel zählt zu den beliebtesten Deep-Sky-Objekten für Astrofotografen. Dieser Artikel dient als umfassende Wissensquelle – für Einsteiger und Fortgeschrittene.
Aufnahmedetails
- Kamera: Canon EOS 6DA
- ISO: 1600
- Belichtung: 47min (47 x 60s)
- Teleskop: Skywatcher Explorer 130/650 PDS
- Montierung: HEQ5 PRO GOTO
- Optik: Baader MPCC MkIII
- Filter: UV/IR Cut-Filter
- Spektrum: visuell
- Ort: Schöningen
- Datum: 20.05.2025
Lage und Entfernung im galaktischen Kontext
IC 5070 Pelikannebel liegt östlich des ebenfalls bekannten Nordamerikanebels (NGC 7000). Eine zusammenhängende H-II-Region umfasst beide Nebel und erstreckt sich über ein großes Gebiet. Junge, massereiche Sterne ionisieren diese Region durch ihre energiereiche Strahlung.
Der Pelikannebel ist etwa 1.800 bis 2.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Daher zählt er zu den nahen Sternentstehungsgebieten in unserer Galaxie. Er befindet sich innerhalb des Orion-Spiralarms, wo sich viele junge Sterne bilden.
Physikalische Eigenschaften und Zusammensetzung des IC 5070 Pelikannebel
IC 5070 besteht hauptsächlich aus ionisiertem Wasserstoffgas, das durch ultraviolette Strahlung angeregt wird. Dadurch leuchtet der Nebel besonders intensiv im Hα-Spektrum. Neben Wasserstoff enthält das Gebiet auch Sauerstoff (OIII) und Schwefel (SII), was Schmalbandaufnahmen erlaubt.
Zudem befinden sich im Inneren dichte Staubregionen, welche das Licht absorbieren und als dunkle Silhouetten erscheinen. Diese Strukturen sorgen nicht nur für ästhetische Kontraste, sondern kennzeichnen auch Gebiete aktiver Sternentstehung.
Sternentstehung im IC 5070 Pelikannebel – ein dynamischer Prozess
Wie viele H-II-Regionen ist auch der Pelikannebel ein Ort intensiver Sternentstehung. Dabei kollabieren dichte Molekülwolken, wodurch protostellare Objekte entstehen. Diese jungen Sterne geben Energie ab, die wiederum das umgebende Gas weiter ionisiert.
Durch diese Rückkopplung entstehen Stoßfronten, Dichtegradienten und Turbulenzen, die man in Schmalbandbildern gut erkennen kann. Vor allem in Infrarotbildern zeigen sich die oft verborgenen Prozesse sehr deutlich.
Die astronomische Referenzdatenbank SIMBAD bietet präzise Katalogdaten, Koordinaten, Referenzen und wissenschaftliche Arbeiten zum IC 5070 Pelikannebel.
Beobachtungszeitraum und Sichtbedingungen
Der Pelikannebel ist zwischen Juni und Oktober am besten sichtbar, weil er in dieser Zeit hoch am Himmel steht, was längere Beobachtungen ohne atmosphärische Störungen erlaubt. Besonders in Mitteleuropa lässt sich IC 5070 in klaren Nächten gut beobachten.
Allerdings sollte man möglichst dunkle Standorte wählen, denn Lichtverschmutzung reduziert die Kontraste erheblich. Wenn der Mond scheint, kann man dennoch mit Schmalbandfiltern arbeiten, um störendes Licht auszublenden.
Astrofotografie – Ausrüstung und Technik
Um IC 5070 erfolgreich zu fotografieren, eignet sich am besten ein kurzbrennweitiges Teleskop (ca. 400–800 mm). Damit lässt sich der gesamte Nebel inklusive Umfeld abbilden. Besonders empfehlenswert ist eine astromodifizierte DSLR oder eine gekühlte CMOS-Kamera, da diese im Hα-Bereich besonders empfindlich sind.
Ein Autoguider hilft dabei, die Langzeitbelichtungen präzise nachzuführen. Außerdem sollte man mit Dithering arbeiten, um Bildartefakte zu minimieren.
Belichtungszeiten und Aufnahmetechnik
Typischerweise belichten Astrofotografen IC 5070 zwischen 60 und 300 Sekunden pro Einzelbild. Um ausreichend Details sichtbar zu machen, summiert man die Aufnahmen zu mehreren Stunden Gesamtbelichtungszeit.
Darüber hinaus ist es wichtig, mit Kalibrierframes wie Darks, Flats und Bias zu arbeiten. So lassen sich Störungen im Bild effektiv ausgleichen, während gleichzeitig das Signal-Rausch-Verhältnis verbessert wird.
Bildbearbeitung – vom Rohbild zum fertigen Astrofoto
Nach dem Stacken mit Programmen wie Siril oder DeepSkyStacker folgt die eigentliche Bearbeitung. Diese erfolgt oft mit Software wie PixInsight, Photoshop oder RawTherapee. Ziel ist es, Strukturen im Nebel hervorzuheben, die Farbdynamik zu verbessern und das Bildrauschen zu minimieren.
Bei Schmalbanddaten bietet sich eine SHO-Palette (SII, Hα, OIII) an. Sie sorgt nicht nur für ästhetisch beeindruckende Bilder, sondern erlaubt auch die differenzierte Darstellung physikalischer Prozesse im Nebel.
In unserem Artikel Nachbearbeitung von Astrofotos – Grundlagen erfährst Du mehr über die professionelle Nachbearbeitung von Astrofotos.
IC 5070 in der aktuellen Forschung
Der Pelikannebel (IC 5070) ist auch Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Insbesondere Weltraumteleskope wie Spitzer, WISE oder Herschel haben IC 5070 im Infrarotlicht analysiert. Dabei wurden zahlreiche protostellare Kerne identifiziert.
Diese Forschung hilft zu verstehen, wie Sternentstehung durch Rückkopplungseffekte reguliert wird. Auch die Wechselwirkungen mit Magnetfeldern und interstellaren Schockwellen werden intensiv untersucht.
Ein komplexes und lohnenswertes Ziel
Der Pelikannebel IC 5070 zählt zu den interessantesten Himmelsobjekten für engagierte Astrofotografen. Durch seine reiche Struktur, das dichte Sternenfeld und die vielfältigen Emissionslinien bietet er sowohl wissenschaftlich als auch ästhetisch große Vielfalt.
Wer IC 5070 fotografiert, erhält nicht nur ein farbenprächtiges Bild, sondern auch ein tiefes Verständnis für die physikalischen Prozesse des Universums. Mit Geduld, Planung und der richtigen Ausrüstung entstehen Aufnahmen, die sowohl beeindrucken als auch faszinieren.
Du hast IC 5070 selbst fotografiert? Dann lies weiter in unserem Beitrag über den Orionnebel!