Der IC1805 Herznebel trägt seinen Namen nicht zufällig: Seine Form erinnert auf Fotografien deutlich an ein menschliches Herz. Er liegt im Sternbild Kassiopeia, etwa 7.500 Lichtjahre entfernt von der Erde, und ist ein Paradebeispiel für eine H-II-Region – eine riesige Ansammlung ionisierten Wasserstoffs, der durch junge, heiße Sterne zum Leuchten gebracht wird.
Dieses kosmische Kunstwerk ist nicht nur für Astronomen spannend, sondern auch für Astrofotografen eine wahre Schatzkiste. Seine komplexen Strukturen, dichten Staubbänder und die strahlenden Farben machen ihn zu einem der beliebtesten Deep-Sky-Objekte am Nordhimmel.

Aufnahmedetails
- Kamera: Canon EOS 6DA
- ISO: 1600
- Belichtung: 183min (61 x 180s)
- Teleskop: Skywatcher Explorer 130/650 PDS
- Montierung: HEQ5 PRO GOTO
- Optik: Baader MPCC MkIII
- Filter: UV/IR Cut-Filter
- Spektrum: visuell
- Ort: Schöningen
- Datum: 18.08.2025 | 22:14 Uhr
Physikalische Eigenschaften des IC1805 Herznebels
Der Herznebel erstreckt sich über fast 200 Lichtjahre. Damit zählt er zu den größeren Emissionsnebeln in unserer Galaxie. Die Hauptenergiequelle ist der offene Sternhaufen Melotte 15, der im Zentrum des Nebels liegt.
- Melotte 15 enthält mehrere extrem helle O-Sterne und viele kleinere Begleiter.
- Diese massereichen Sterne strahlen enorme Mengen ultravioletter Strahlung ab, die das Gas im Nebel ionisieren und zum Leuchten anregen.
- Gleichzeitig formt ihr starker Sternenwind die filigranen Gas- und Staubstrukturen, die wir auf Astrofotos bewundern können.
Innerhalb von IC 1805 Herznebel entstehen weiterhin neue Sterne. Sternentstehungsgebiete sind an dunklen Staubbändern zu erkennen, die das Licht dahinterliegender Sterne verdecken. Für Astrofotografen ergibt das ein dramatisches Spiel zwischen Leuchtgas und Dunkelwolken.
Die Farben des IC1805 Herznebels
Visuell erscheint der Herznebel im Teleskop meist nur als schwacher, grauer Nebel. Doch durch den Einsatz von lang belichteten Astrofotos und Schmalbandfiltern entfaltet er seine volle Pracht.
- H-Alpha (rot): Emissionen des ionisierten Wasserstoffs bilden den Grundton des Nebels.
- S-II (tiefrot) und O-III (blau-grün): In der Hubble-Palette (SHO) kombiniert, ergeben diese Linien eindrucksvolle Farbkontraste.
- Auch im RGB-Bereich lässt sich der Herznebel fotografieren, wobei die rote Farbe dominiert.
Den IC1805 Herznebel am Himmel finden
Der Herznebel liegt im Sternbild Kassiopeia, das durch seine markante W-förmige Sternengruppe leicht am Himmel zu erkennen ist. Von dort aus führt eine gedachte Linie über den Stern ε Cassiopeiae (Segin) direkt in Richtung des Herznebels.
Sein Nachbar, der Seelennebel (IC 1848), liegt direkt östlich von IC 1805. Beide Objekte zusammen werden oft als Herz- und Seelennebel bezeichnet – ein beeindruckendes Motiv für Weitfeldaufnahmen mit lichtstarken Objektiven.
Die Dunkelnebelbereiche im IC1805 Herznebel
Ein besonderes Highlight für Astrofotografen sind die Dunkelnebelbereiche innerhalb von IC 1805. Diese bestehen aus dichten Staub- und Gaswolken, die das Licht der Sterne und des ionisierten Wasserstoffs blockieren.
- Sie erscheinen auf Fotos als dunkle, verschlungene Strukturen vor dem leuchtenden Hintergrund.
- In vielen Regionen wirken sie wie kosmische Silhouetten, die dem Nebel Tiefe und Dramatik verleihen.
- Besonders auffällig sind die Staubbänder im südlichen und östlichen Bereich des Nebels.
Astrofotografisch sind Dunkelnebel eine Herausforderung: Sie erfordern eine präzise Hintergrundextraktion und sorgfältiges Stretching, um sowohl die hellen Gaswolken als auch die dunklen Strukturen sichtbar zu machen.

Der Zentralbereich mit Melotte 15
Im Zentrum des Herznebels befindet sich der offene Sternhaufen Melotte 15 – ein wahres Juwel für Detailaufnahmen.
- Der Haufen enthält mehrere junge, heiße Sterne mit einer Masse von bis zu 50 Sonnenmassen.
- Ihr intensiver Strahlungsdruck erzeugt die typischen Gasbögen und Säulen, die an die berühmten „Pillars of Creation“ im Adlernebel erinnern.
- Dieser Bereich ist besonders kontrastreich und bietet zahlreiche fotografische Hotspots für Nahaufnahmen.
Astrofotografen, die IC1805 mit längerer Brennweite aufnehmen, richten ihr Augenmerk oft auf genau diesen zentralen Teil. Die Gasstrukturen rund um Melotte 15 liefern spektakuläre Details, die sich auch hervorragend für Schmalbandkompositionen eignen.

Astrofotografie des IC1805 Herznebels
Der Herznebel ist ein Traumziel für Astrofotografen, aber er erfordert Geduld und Planung. Seine enorme Ausdehnung am Himmel bedeutet, dass man sowohl Weitfeldaufnahmen mit kurzen Brennweiten (300–600 mm) als auch Detailaufnahmen (600–1000 mm) mit längeren Teleskopen planen kann. Hinzu kommt, dass die feinen Strukturen und Dunkelnebelbereiche nur durch lange Belichtungszeiten sichtbar werden. Wer den Nebel fotografieren möchte, sollte daher ausreichend Zeit für mehrere Nächte einplanen, die passende Filtertechnik nutzen und sich auf eine intensive Bildbearbeitung vorbereiten, um das volle Potential dieses spektakulären Deep Sky Objekts vollständig auszuschöpfen.
Empfohlenes Equipment
- Teleskope: Weitfeld-Astrofotos gelingen mit kurzbrennweitigen Refraktoren (300–600 mm). Für Detailaufnahmen eignet sich auch ein Newton-Teleskop im Bereich 600–1000 mm Brennweite.
- Kameras: Astromodifizierte DSLRs oder gekühlte CMOS-Kameras bringen die Emissionen deutlich zur Geltung.
- Filter: Schmalbandfilter (H-Alpha, OIII, SII) sind ideal, besonders bei lichtverschmutztem Himmel.
Belichtungszeiten und Aufnahmetechnik
- 5–10 Minuten pro Einzelaufnahme sind gängig.
- Gesamtbelichtungszeit: mind. 8–12 Stunden für ein detailreiches Bild.
- Guiding und Dithering erhöhen die Bildqualität.
Bildbearbeitung
- Kalibrierung mit Bias, Darks und Flats.
- Stacking zur Rauschreduktion.
- Farbmischung in SHO oder HOO.
- Feintuning von Sternen, Hintergrund und Nebelstruktur.
IC1805 Herznebel und IC1848 Seelennebel – ein Traumpaar
Oft wird der Herznebel zusammen mit dem benachbarten Seelennebel (IC 1848) fotografiert. Beide Objekte erstrecken sich zusammen über fast 5 Vollmonddurchmesser am Himmel.
Der Herznebel IC 1805 ist ein faszinierendes Zielobjekt für Astrofotografen. Besonders spannend sind seine Dunkelnebelbereiche, die wie kosmische Schatten wirken, sowie der Zentralbereich mit Melotte 15, wo die Dynamik junger Sterne sichtbar wird.
Mit der richtigen Ausrüstung, Geduld und sorgfältiger Nachbearbeitung lassen sich aus IC 1805 sowohl atemberaubende Weitfeldaufnahmen als auch detailreiche Nahaufnahmen erstellen. Der Herznebel zeigt eindrucksvoll, wie Gas, Staub und Sterne im Universum zusammenwirken – und warum Astrofotografie mehr ist als reine Dokumentation: Sie macht die lebendige Geschichte der Sternentstehung sichtbar.